- auch die Fachkräfte im Kinderschutz arbeiten häufig im Krisenmodus, und das auch schon vor der Coronapandemie.
- auch sie werden häufig als „Feuerwehr“ in Anspruch genommen, wenn andere Schutzmechanismen versagen.
- auch sie arbeiten häufig unter sehr belastenden Rahmenbedingungen, geprägt durch personelle Unterbesetzung und Fluktuation.
- auch liegen sie in einem bundesweiten Vergleich des Portals Gehalt.de mit einer durchschnittlichen Grundvergütung von 2.911 € an letzter Stelle. In Hessen liegt die durchschnittliche Grundvergütung für Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagogen*innen danach bei 4.143 €. In Hamburg liegt dieser Wert bei 4.047 €.*
Kinderschutzfachkräfte in den Jugendämtern liegen gegenüber ihren Kolleg*innen bei den freien Trägern dabei noch im Vorteil. Und was im öffentlichen Dienst selbstverständlich ist, können oder wollen freie Träger ihren Mitarbeiter*innen häufig nicht bieten – beispielsweise eine Jahressonderzahlung oder eine zusätzliche betriebliche Altersversorgung. Die öffentlichen Zuschüsse, über die die Einrichtungen und Angebote der Freien Träger finanziert werden, sind gedeckelt und geben dies häufig nicht her. Die Forderung an die freien Träger, tarifgerecht zu entlohnen, läuft da oft ins Leere. Dabei erfordert die Tätigkeit im Kinderschutz ein Höchstmaß an Professionalität und Belastbarkeit sowie eine überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft. Auch werden die Anforderungen an die Kinderschutzarbeit in Zukunft nicht geringer. Eine Reihe von Studien weisen jetzt schon darauf hin, dass Kinder und Jugendliche mit am stärksten unter den Einschränkungen der Coronapandemie zu leiden hatten. „Was dabei die Auswirkungen der Coronapandemie für Spät- und Langzeitfolgen bei ihnen tatsächlich mit sich bringen wird, können wir heute aber erst nur erahnen“, betont Carsten Spies.
Kinderschutzbund beklagt weiteren Anstieg des Fachkräftemangels
Umso dramatischer ist es, dass es in Mecklenburg-Vorpommern zunehmend schwieriger wird, Fachkräfte für die Kinder- und Jugendhilfe zu finden. „Dabei locken auch höhere Vergütungen und bessere Arbeitsbedingungen sozialpädagogische Fachkräfte in andere Bundesländer“, vermutet Spies. Dies spüren nicht nur für die Jugendämter, sondern auch freie Träger, wie der Kinderschutzbund in Schwerin, der bisher vergeblich nach einer qualifizierten Fachkraft für die Psychosoziale Prozessbegleitung, eine Hilfe für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche im Gerichtsverfahren, sucht.
Um dem Fachkräftemangel im Kinderschutz hier im Land entgegenzutreten, müssen nach seiner Auffassung deutliche Anreize geschaffen werden. Dazu gehören neben einer angemessenen Einkommensverbesserung auch die Bereitstellung von Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Gerade für besondere Aufgaben, wie der psychosozialen Prozessbegleitung, steht das Land in der Pflicht, die geforderte Zusatzqualifikationen anzubieten und zu finanzieren.
*Gehalt.de GmbH; Straßenbahnring 19 D-20251 Hamburg