Der Kinderschutzbund fordert aber dazu auf, bei allen Maßnahmen und Regelungen für die nächsten Wochen dafür Sorge zu tragen, Belastungen für Kinder und Jugendliche so gering wie möglich zu halten. Kinder sind besonders schutzbedürftig, dem muss bei allen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie Rechnung getragen werden.
Es ist mittlerweile davon auszugehen, dass die Gefährdungen durch Gewalt innerhalb der Familie für Kinder und Jugendliche während der Coronapandemie zugenommen haben. Die tatsächlichen Auswirkungen werden aber sicherlich erst in den nächsten Monaten zu Tage treten. Auch die Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch im Internet haben nach Angaben der EU-Polizeibehörde Europol im Corona-Jahr deutlich zugenommen.
Beratung und Unterstützung auch im harten Lockdown gewährleisten
Daher muss nach Auffassung von Landesgeschäftsführer Carsten Spies sichergestellt werden, dass Kindern, Jugendlichen und ihren Familien auch im „harten Lockdown“ insbesondere während der Ferienzeiten und bei Schulschließungen in Krisensituationen Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten – also geeignete Ansprechpersonen - zur Verfügung stehen.
- Das Beratungs- und Unterstützungsangebot der Frühen Hilfen vor Ort muss in jedem Fall sichergestellt sein, damit Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern schnell Unterstützung erhalten.
- Kinder und Jugendliche müssen Beratung und Schutz wohnortnah zur Verfügung haben. Auch in „normalen“ Jahren entsteht gerade zum Jahreswechsel in manchen Familien eine aufgeladene und teils aggressive Gesamtsituation. Es ist davon auszugehen, dass dies auch in diesen Tagen nicht anders bzw. verschärft der Fall sein wird.
- Gegebenenfalls müssen mehr Plätze für Notbetreuung vor Ort vorgehalten werden. Der Zugang zur Notbetreuung darf nicht nur vom Arbeitsverhältnis der Eltern abhängen, sondern muss die Bedürfnisse der Kinder ins Zentrum stellen. Die Notbetreuung muss daher auch Kindern, die in besonders belasteten Verhältnissen aufwachsen, offenstehen.
- Jugendliche benötigen die Möglichkeit, zumindest zeitweise aus der Familienwohnung ausweichen zu können, damit sich Konflikte entspannen können. Dazu sind sie –insbesondere jetzt im Winter –darauf angewiesen, einen geschützten Ort aufsuchen zu können. Hier müssten sie niedrigschwellige Gesprächsangebote zur Verfügung haben.
Alternative Hilfen der Kinder- und Jugendhilfe unbedingt nutzen
Besonders Kinder und Jugendliche, die bereits in Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe sind, benötigen auch in den nächsten Wochen eine verlässliche Unterstützung und brauchen Priorität bei der Bereitstellung von Mitteln im Zuge eines harten Lockdowns. Eine Notversorgung ist nicht ausreichend. Der Kinderschutzbund unterstützt dabei ausdrücklich den Apell der Landesregierung, die Notwendigkeit der Durchführung von Angeboten und Maßnahmen der Jugend-, Jugendverbands- und Jugendsozialarbeit sowie der Familienbildung und der Frühen Hilfen stets zu prüfen. Danach sollen im Falle des Vorhaltens solcher Angebote alle Möglichkeiten moderner digitaler Kommunikationsmittel oder sonstiger kontaktloser oder kontaktreduzierter Arbeitsformen zur Aufrechterhaltung und Fortführung der Beratung, Begleitung und Unterstützung der jungen Menschen und Familien genutzt und ausgeschöpft werden.
Armutsbekämpfung im harten Lockdown
Geschlossene Schulen und Kitas sind für alle Familien eine große Herausforderung. Ganz besonders haben aber arme Familien Schwierigkeiten, auf Grund der fehlenden digitalen Ausstattung am Fernunterricht adäquat teilzunehmen. Hinzu kommt, dass viele Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket aktuell ersatzlos wegfallen. Der Kinderschutzbund wirbt deshalb dafür:
- Bedürftige Kinder und Jugendliche unbürokratisch mit digitalen Endgeräten auszustatten. Das wurde im Sommer versäumt.
- Leistungen wie das kostenfreie Mittagessen unbürokratisch durch eine direkt auszuzahlende Geldleistung zu ersetzen.
Kinder und Jugendliche müssen beteiligt werden
Alle Kinder und Jugendlichen haben grundsätzlich ein Recht auf Informationen und Begründungen von Regelungen und Maßnahmen. Auch wenn Erwachsene selbst Schwierigkeiten haben, diese zu verstehen und zu begründen, sind neben den Eltern vor allem pädagogische Institutionen damit beauftragt, möglichst altersgerecht Informationen zu vermitteln und Maßnahmen verstehbar zu machen.
Auch Kinder und Jugendliche nehmen die weithin spürbare Verunsicherung wahr. Über 60 Prozent der Jugendlichen haben Angst um ihre Zukunft. Gleichzeitig ist die Zustimmung für die Corona-Schutzmaßnahmen unter Jugendlichen, anders als oftmals dargestellt, mit über 60% hoch. Denn Kinder und Jugendliche sind angesichts der unklaren Folgewirkungen einer Infektion mit COVID-19 um ihre eigene Gesundheit besorgt, aber vor allem um das Wohlergehen ihrer Angehörigen, insbesondere ihrer Großeltern.
Der Kinderschutzbund ist überzeugt: „Kinder und Jugendliche wollen sich solidarisch zeigen und an der Eindämmung des Corona-Virus mitwirken. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass sie gut informiert und beteiligt werden“, so die Landesvorsitzende Angelika Stiemer.
Spenden statt Böllern
Auch nach einem Ende der Coronapandemie werden viele Kinder und Jugendliche weiterhin auf die Unterstützung durch die freien Träger der Jugendhilfe angewiesen sein. Dazu gehören auch die Einrichtungen des Kinderschutzbundes, wie die Kontaktstelle Kinderschutz oder das Kinderhaus „Blauer Elefant“ in Schwerin. Statt in Silvesterraketen zu investieren, kann jeder diese Arbeit durch eine Spende unterstützen.
Das Spendenkonto des Kinderschutzbundes Mecklenburg-Vorpommern lautet:
Sparkasse Mecklenburg-Schwerin
IBAN: DE 88 1405 2000 0301 1479 81
BIC: NOLADE21LWL