Gesundheit für Kinder
Studien zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zeigen Ergebnisse, nach denen z. B. Adipositas, psychische Erkrankungen und Allergien derzeit die häufigsten Gesundheitsrisiken für Kinder darstellen. Als Ursachen für die Zunahme dieser Krankheitsbilder werden u.a. Bewegungsmangel, Leistungsdruck, Armut, Erziehungsmängel, fehlende bzw. unzureichende Gesundheitsvorsorge sowie Umweltfaktoren genannt.
Laut den Studien werden immer mehr Kinder krank und die Medikamentenvergaben an Kinder steigen entsprechend. Dieser Befund muss in der Medizin, im Kinderschutz und auch gesamtgesellschaftlich u.a. unter dem Gesichtspunkt diskutiert werden, dass auch der Gesundheitsmarkt wie jeder Markt auf „Wachstum“ ausgerichtet ist.
In diesem Zusammenhang sind die „Entdeckung“ immer neuer Syndrome bei Kindern sowie die rasche Ummünzung der Beobachtungen in Diagnosen kritisch zu hinterfragen. Denn beschrieben werden dabei Symptome, nicht aber die komplexen Ursachen einer Störung oder Krankheit. So führen vermehrte Diagnosemöglichkeiten für Ärztinnen und Ärzte letztlich zur Verschreibung von mehr Medikamenten, aber nicht zur Suche nach den Ursachen. Kritisch zu diskutieren ist, ob beispielsweise soziale Probleme, die bei Kindern zu Auffälligkeiten führen können, heute nicht vorschnell pathologisiert und mit Medikamenten behandelt werden. Im Hinblick auf die bei Kindern eingesetzten Medikamente ist besonders problematisch, dass viele Arzneimittel nur an Erwachsenen geprüft und für diese zugelassen worden sind. Gängige Praxis ist es, die Dosis auf Kinder „herunterzurechnen“, obwohl sich nicht nur das Gewicht, sondern auch der kindliche Stoffwechsel und Körperbau wesentlich von Erwachsenen unterscheiden. Dieses Vorgehen stellt nicht sicher, dass Kinder nach evidenzbasiertem Wissen und mit minimalem Risiko für Nebenwirkungen behandelt werden. Bei einer Überprüfung der Verträglichkeit für Kinder bedarf auch die ethische Seite des Problems von Studien bei Kindern einer sehr sorgfältigen Abwägung. Beeinträchtigt werden Kinder auch dort, wo ein Fachkräftemangel im Gesundheitssystem herrscht. Gerade im ländlichen Raum sind Kinderärzte bzw. Kinderärztinnen meist nicht schnell erreichbar oder dort gar nicht mehr niedergelassen. Um diesen Mangel auszugleichen, übernehmen Allgemeinmediziner und Allgemeinmedizinerinnen die kleinen Patientinnen und Patienten. Dabei ist bei Kindern fachärztliche medizinische Versorgung dringend geboten, nur sie kann eine umfassende und spezielle Behandlung und Vorsorge für Kinder optimal gewährleisten. Zudem sind der Kinderarzt und die Kinderärztin eine wesentliche Bezugsperson für Eltern und Kinder in vielen Fragen der Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung. Hier stehen das tatsächliche ärztliche Zeitkontingent und das volle Wartezimmer dem steigenden Beratungsbedarf der Eltern entgegen. Beratung und Betreuung sind meist nur unter enormen Zeitdruck möglich, umfassend können sie unter solchen Bedingungen kaum sein.
Ein besonderes Augenmerk des DKSB gilt Kindern mit psychisch kranken und/oder sucht-kranken Eltern. Diese Lebenssituation belastet die betroffenen Mädchen und Jungen meist sehr stark. Sie übernehmen häufig Verantwortung für Geschwister, den Alltag, teils auch die Versorgung des erkrankten Elternteils - und geben sich häufig sogar eine Mitschuld am Verlauf der Erkrankung. Erkrankte Eltern wiederum können die Belastung des Kindes und seine Grenzen sehr oft nicht wahrnehmen. So bleiben die Kinder mit der Bewältigung der gesamten Situation auf sich gestellt und allein. Kinder haben laut Artikel 24 der UN-Kinderrechtskonvention ein Recht auf Gesundheitsvorsorge, auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit sowie auf Inanspruchnahme von Ein-richtungen zur Behandlung von Krankheiten insbesondere zur Wiederherstellung der Gesundheit. Dieses Recht müssen die Vertragsstaaten und also auch der deutsche Staat sicherstellen und gewährleisten. Kindergesundheit liegt also in der Verantwortung der gesamten Gesellschaft und muss durch eine „gesündere“ Politik für Kinder unterstützt wer-den. Gesundheitsprävention ist deshalb als wichtiger Baustein in den Bildungsprogrammen für Kinder und Eltern zu verankern. Der Deutsche Kinderschutzbund fordert für die Gesundheit von Kindern:
- Die medizinische Versorgung aller Kinder muss durch Fachärzte bzw. Fachärztinnen für Kinderheilkunde überall ortsnah gewährleistet werden. Zusätzlich sind Angebote zur Früherkennung und Frühförderung flächendeckend bereitzuhalten.
- Die Budgetierung für die medizinische Versorgung von Kindern muss aufgehoben werden.
- Gesundheitliche Chancengerechtigkeit muss verwirklicht werden.
- Für Kinder, die durch die chronische Erkrankung eines Familienmitglieds besonders belastetet sind, müssen Unterstützungsprogramme bereitstehen.
- Die Grenzwerte für Schadstoffbelastung müssen sich grundsätzlich an Säuglingen orientieren.
- Kinder und ihre Erziehenden in Familie, Schule und Tageseinrichtung/Tagespflege müssen über die besondere Bedeutung von gesunder Ernährung in Kombination mit regelmäßiger Bewegung für die kindliche Gesundheit aufgeklärt werden