Kinderarmut bekämpfen: „Kinder brauchen mehr!“
Als Kinderschutzbund setzen wir uns seit über 60 Jahren aktiv gegen Kinderarmut ein. Im Jahr 2022 sind in Deutschland circa drei Millionen Kinder – also mehr als jeder fünfte Heranwachsende – armutsgefährdet, in Mecklenburg-Vorpommern beträgt die Prozentzahl 23,5%. Die Quote der armutsgefährdeten Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in Ostdeutschland liegt im Jahr 2022 bei 21,4 Prozent. In Westdeutschland sind es 21,7 Prozent. Mecklenburg-Vorpommern weist den zweithöchsten Anteil armer Kinder in Ostdeutschland, vor Sachsen-Anhalt (26,2%) und knapp hinter Thüringen (23,3%) auf. Damit liegt M-V sogar über den bundesweiten Durchschnitt von 21,6 Prozent.
14,3% der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in M-V leben in Familien, die Leistungen des SGB II beziehen. Der Durchschnitt liegt bundesweit bei 14%, wobei Ostdeutschland (16%) schlechter abschneidet als Westdeutschland (13,5%).
Quelle:
Funcke, A. & Menne, S. (2023): Kinderarmut und Kindergrundsicherung: Daten und Fakten. In Bertelsmann Stiftung. Abgerufen am 12. Oktober 2023, von www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/policy-brief-kinderarmut-und-kindergrundsicherung-daten-und-fakten
Für Kinder bedeutet Armut vor allem:
- schlechtere Chancen auf dem Bildungsweg
- Einschränkungen in der körperlichen/gesundheitlichen Entwicklung
- schlechtere Wohnverhältnisse
- eingeschränkte Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben. Dies führt zu Defiziten im Spiel- und Arbeitsverhalten, im Erwerb von Sprachkompetenz und in der sozialen Einbindung.
Daher fordert der Kinderschutzbund:
- einen Ausbau der Betreuungsinfrastruktur in Qualität und Quantität zur besseren Vereinbarkeit von Familienleben und Erwerbstätigkeit,
- eine kostenfreie Bildung und Betreuung, von der Kindertagesstätte bis zur Universität,
- dem tatsächlichen Bedarf angemessene familien- und sozialpolitische Leistungen wie Kindergeld und Kinderzuschlag, sowie eine Anpassung der Regelsätze für Kinder in der Grundsicherung,
- mittelfristig die Einführung einer einheitlichen Kindergrundsicherung für alle Kinder.
Einführung einer Kindergrundsicherung – „Kinder brauchen mehr!“
Bei hohen Einkommen profitieren Eltern im derzeitigen Steuersystem unverhältnismäßig stark im Vergleich zu erwerbslosen Eltern bzw. gegenüber Geringverdiener*innen. Chancengleichheit und eine Sicherung des Existenzminimums muss für jedes Kind gewährleistet sein, sowohl über eine verbesserte soziale Infrastruktur als auch über materielle Teilhabe.
Da kleinteilige Anpassungen im Sozialsystem nicht ausreichen, um das grundlegende Problem der Kinderarmut zu bekämpfen, fordern wir mit der Kindergrundsicherung eine umfassende Gesamtlösung. Weitere Informationen erhalten Sie über das Bündnis gegen Kinderarmut:
http://www.kinderarmut-hat-folgen.de/