Kinder stärken - Schutz vor Gewalt
Viele Kinder und Jugendliche wachsen in gewaltbelasteten Verhältnissen auf. Sie erleben u.a. familiale Gewalt, außerfamiliale Gewalt und mediale Gewaltdarstellungen. Sie werden von Teilhabechancen ausgegrenzt und spüren immer mehr Leistungsdruck innerhalb und außerhalb der Schule. Auch ihre Lebens- und Erfahrungsräume werden immer enger. Mädchen und Jungen sind eigenständige Persönlichkeiten, die ein Recht darauf haben, in einem Umfeld ohne Gewalt aufzuwachsen, dass ihre Bedürfnisse achtet und sie in ihrer Entwicklung unterstützt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass Gewalt gegen Kinder durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren entsteht. Diese setzen sich in den Lebensbereichen von Mädchen und Jungen fest und beeinflussen sie in ihrer Entwicklung. Da diese Dynamik von Einzelpersonen kaum zu stoppen ist, stellt der DKSB klar: Gewalt an Kindern und Jugendlichen geht uns alle an und der Schutz vor Gewalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe!
Entsprechend verlangt der Kinderschutzbund in seiner Lobbyarbeit auch von den politischen Akteuren, dass sie ihre Verantwortung wahrnehmen: Gewaltförmige Strukturen sind durch Gesetze abzubauen und es sind Rahmenbedingungen zu schaffen, die Gewalt im gesellschaftlichen sowie institutionellen Kontext verhindern. Um die Rechte von Kindern in Institutionen zu sichern, sind Beteiligungsrechte und Beschwerdemöglichkeiten bereits gesetzlich verankert worden. Das stärkt zwar tendenziell die Rechtsstellung des Kindes, setzt aber aus Sicht des DKSB die Kinderrechte noch nicht umfassend genug um. Vielmehr müssen Beteiligung, Schutz und Förderung selbstverständlicher Standard in der gesamten pädagogischen Arbeit werden. In der Kinder- und Jugendhilfe sind zudem Beschwerdemöglichkeiten und eine starke Ombudschaft voranzutreiben, um Rechtsansprüche und Teilhabemöglichkeiten zu sichern. Dringend geboten ist auch der Abbau familiärer Gewalt. Dazu müssen Angebote für Eltern ausgebaut werden, die sie dabei unterstützen, für familiäre Konfliktsituationen gewaltfreie Lösungen zu finden. Unabhängig davon haben Maßnahmen zum Schutz des Kindes vor weiterer Gewalt höchste Priorität. Dieser Schutz sollte möglichst in Zusammenarbeit mit den Bezugspersonen des Kindes gewährleistet werden. Alle weiteren Hilfsangebote dienen dann dem Ziel, die gesamte Lebenssituation der Jungen und Mädchen zu verbessern. Schutz vor Gewalt beginnt mit Prävention. Wirksame und nachhaltige Gewaltprävention setzt jedoch voraus, dass Entwicklungen frühzeitig wahrgenommen und erkannt sowie individuelle, familiäre und soziale Notlagen erfasst und bewertet worden sind. Anschließend setzt Gewaltprävention darauf, Strukturen, Dynamiken und Handlungsweisen durch Information und Aufklärung sowie Stärkung der Handlungskompetenzen bewusst zu machen und auf diese Weise im öffentlichen wie im familialen Raum Gewalt zu verringern. Der Kinderschutzbund fordert zum Schutz der Kinder vor Gewalt:
Im gesellschaftlichen, institutionellen und familialen Rahmen müssen gewaltbelastete Strukturen abgebaut werden. Beteiligung, Schutz und Förderung müssen als Standard der pädagogischen Arbeit in Einrichtungen etabliert werden.
- Beschwerdeverfahren müssen ausgebaut und eine starke Ombudschaft in der Kinder- und Jugendhilfe verankert werden.
- Zur Vermeidung familiärer Gewalt muss sichergestellt werden, dass jedes Familien-mitglied fachlich adäquate, niedrigschwellige Angebote unter Beachtung der Wahlfreiheit zwischen freien und öffentlichen Trägern wohnortnah finden kann.
- Präventions- und Hilfsangebote bedürfen einer hinreichenden und dauerhaften Finanzierung und müssen zudem evaluiert und fachlich weiterentwickelt werden.
- Fachkräfte unterschiedlicher Professionen müssen zum Thema Gewalt weitergebildet werden.
- Mädchen und Jungen sowie Eltern und Fachkräfte müssen sensibilisiert und gestärkt werden, damit sie Gewalt erkennen und benennen sowie gewaltfreie Lösungen finden können.
- Das Dunkelfeld muss durch Vergabe von Forschungsaufträgen erhellt werden.